

Abendglocken läuten.
Wenn die Abendglocken läuten
geht die Sonne still zur Ruh.
winkt dem Landmann vor dem Scheiden
auf dem Feld noch einmal zu:
„Feierabend, Feierabend, Feierabend, hörest du“.?
Langsam schwinden Müh und Schmerzen
und der fromme Bauersmann
schickt aus dankbar frohem Herzen
nun sein Loblied Himmelan
„Preis und Ehre, Preis und Ehre, Preis und Ehre
Herr, hab dank“.
Sonne ist nun still geschieden,
Nebel zieht das Tal entlang.
überm Felde lagert Frieden
und der Abendglocken Klang:
Bim bam bim bam – bim bam bim bam –
bim bam bim bam – bim – bum – bam.
Überm Dorfe lagert Frieden und der
letzte Glockenklang.
bim – bum – bam
(C) A.Martin 1903
Gedicht in Sütterlin, von Adolf Martin (C)
Die deutsche Sütterlinschrift wurde ab 1915 in Preußen eingeführt. Sie begann in den 1920er Jahren die bis dahin übliche Form der deutschen Kurrentschrift abzulösen und wurde 1935 als Deutsche Volksschrift in den Schulen angewendet.
Zur Diller Kirmes 1952
Vergangen ist wieder fast ein Jahr,
seit hier die letzte Kirmes war.
Und seit der Zeit sind viel Geschichten
passiert, davon ich möcht berichten.
——
Das Dorf sieht nicht mehr aus so toll
als wie vor einigen Jahren wohl.
Die Häuser wären ja alle nett,
wenn man das nötige Geld zu hätt.
——
Doch Klaase Willi, es ist in Pracht
so fein hat er sein Haus gemacht
und mancher bleibt wohl staunend stehen,
der es noch im vorigen Jahr gesehen.
——
Selbst Kaisers Albert der da doch
am Hause hatte ein großes Loch
da kannst du heut mal gucken gehen,
da bleibst auch du heut staunend stehen.
——
Und wenn man so den Ort durchgeht,
ein andrer Wind wie früher weht.
Die Dorfstrass machte man viel breiter,
doch war das Geld schnell alle, leider.
——
Auch in der Gartenstraße dort
riss man die Gartenmauern fort.
Doch heute sind die Gärten schöner,
sind sie deshalb auch etwas kläner.
——
Der Helmut hat den Zaun gemacht
ganz neu, es ist ja eine Pracht.
Solch Lattenzaun soll sehr viel kosten,
doch wird er auch wohl niemals rosten.
——
Und Helmut dieser Kluge Mann
hat mir erzählt das später dann,
er der sich auskennt in den Sachen
nen Kindergarten will draus machen.
——
Auch Rudolf riss die Mauer ein
sie war ja gar nicht mehr so fein
und aus der Bitz, so tut er sagen
möchte er kein Kindergarten machen.
——
Der August Dietrich hat ganz frisch
die neue Scheune angestrich,
denn hat man Heiratsfähige Kinder
dann macht man sich einmal dahinter.
——
Auch Steffes Adolf, hört mal her,
der hat am Haus gearbeitet schwer.
Er ist, man kanns ja ruhig sagen,
als Leyendecker gut beschlagen.
——
Auch Alfred Hübner, es ist in Pracht
hat seinen Garten fein gemacht.
Und Jakob Hess ja auch nicht minder
der Dorfeingang ist schön, ihr Kinder.
——
Und kommt man auch von Kirchberg rein
wohnet der bekannte Gustav Klein,
er strich sein Haus aufs allerbeste
damit es schön am Diller Feste.
——
Auch unser Festwirt macht sein Haus,
das sieht nun nett und sauber aus.
Der kann es, sagen da die meisten,
der hat ja Geld, der kann sich´s leisten.
——
Auch Gustav Stumm, man kann es schauen,
macht neu den alten Gartenzaun.
Weil Emil sich ein Weib will nehmen
und er sich da nicht braucht zu schämen.
——
Denn wollen die Buben freien gehen
und steht dann alles gar nicht schön
dann will es keiner Maid behagen
„hier bleib ich weg“, tut sie dann sagen.
——
Auch unsre Straße wird geteert,
wie man schon lange hat gehört,
nachdem sie hier und dort erweitert
und an viel stellen schon verbreitert.
——
Auch die Kanalisation
da sprach man wirklich schon davon,
doch liegt die Sach in schlechten Händen,
man lässt‘s beim Sprechen nur bewenden.
——
So ist dann alles Mäuschen still
weil man nichts kann und auch nicht will
und zu den hier genannten Sachen
will man eine Wasserleitung machen.
——
Auch damit ist es schlecht bestellt,
man braucht viel Wasser und viel Geld
und ist´s viel billiger, lasst`s euch sagen,
tut man das Wasser weitertragen.
——
Das allerbeste kommt zuletzt
und müsst ihr gut aufpassen jetzt,
die Mieze schlug mir gestern ein Schnippchen,
macht junge in mein Nachtstopf Dippchen.
——
Und als ich voll nach Hause kam,
ich gleich zur Hand das Dippchen nahm,
da war es gar nicht mir zum Scherzen,
ich spürt im Leibe starke Schmerzen
und als ich in den Topf dann sah,
——
als fertig ich, hört was geschah,
da krabbelt es in dem Töpfchen drin,
das fuhr mir arg durch meinen Sinn,
ich zog sogleich die Stirne Krauss
und die Geschichte ist nun aus.
Gedicht von Adolf Martin, 1952 / Sütterlin Übersetzung, Kurt Kaiser. © Martin Walber Dill.